Einen passenden Glimmstabilisator finden

Da man nicht mehr auf den Rat von Funke (siehe Handbuch) hören kann, wonach man einen selektierten Glimmstabilisator bei der Firma Funke bestellen sollte, ist man leider auf die Angebote im Internet angewiesen. In den seltensten Fällen wird dort die tatsächliche Glimmspannung angegeben. Wie wir wissen, kann die ja laut technischer Spezifikation des Herstellers 140-160 Volt betragen. Und selbst wenn der Verkäufer die Röhre misst, so hängt die gemessene Spannung vom Versuchsaufbau ab. Oft habe ich gesehen, dass mit einer Konstantstromquelle mit 30 mA gemessen wird, was aber andere Ergebnisse bringt, als dann im RPG. Denn hier fließen im Leerlauf die oben errechneten 42 mA. 

Das Problem kann man nicht lösen, denn jeder Verkäufer ist ja frei das anzugeben, was er will. Wenn der Verkäufer keine praxistaugliche Prüfung vornimmt, ist es also Zufall, ob man einen passenden Glimmstabilisator erhält oder nicht. Meist wohl eher nicht. Funke hat ja nicht umsonst selektiert.

Tatsächlich war sich auch Max Funke des Beschaffungs-Problems schon bewusst. Daher hat er mehrere Abgriffe beim Vorwiderstand vorgesehen. Wie oben beschrieben, setzt sich der Vorwiderstand von 1,19 kΩ aus den Teilwerten 1 kΩ + 95 Ω + 95 Ω zusammen. Die 95 Ω ergeben bei 42 mA jeweils einen Spannungsabfall von 4 Volt. Es lassen sich durch Umlöten des Anschlusses also auch Stabilisatoren mit Brennspannungen von 146 Volt und 142 Volt verwenden. Auf dem nachfolgenden Foto sieht man die Widerstände mit den passenden Abgriffpunkten. Die rote Klemme ist am 150 Volt Punkt angeklemmt. Die anderen beiden Punkte, wo das blaue Kabel vom 150 Volt-Punkt ab- und dann umgelötet werden müsste, sind im folgenden Bild markiert:

Leider gibt es keine Zwischenschritte. Und bei Brennspannungen über 150 Volt müsste man sogar die Spannung senken, indem man Halbleiterdioden in Reihe zum Glimmstabilisator einlötet. Leider haben Zehnerdioden eine starke Temperaturdrift. Besser geeingnet wären LEDs mit passenden Spannungen und Stromfestigkeit. Original ist das RPG mit solchen Behelfskonstruktionen aber nicht mehr. Man sollte nicht vergessen, dass Funke die Nichtliniaritäten der Schaltung in die Daten der Prüfkarten mit einbezogen hatte. Also z.B. auch das Erlöschen des Glimmstabilisators bei hohen Anodenströmen (bei Leistungstrioden zu beobachten). Dieser Effekt würde mit Halbleiter-Schaltungen nicht bzw. bei Mischschaltungen bei anderen Strömen auftreten, die Anzeige würde daher nicht mehr zur Prüfkarte passen.

Mein Rat wäre daher, einen originalen DGL Pressler Glimmstabilisator mit 150 Volt Brennspannung einzubauen. Oder wenigstens einen Glimmstabilisator zu nehmen, der die 146 bzw. 142 Volt aufweist und dann den Kontakt passend zur Brennspannung umzulöten.

Messung der Brennspannung

Die einfachste und für unseren Zweck genaueste Methode ist es, den Glimmstabilisator direkt in unserem RPG zu prüfen. Dazu stellt man mit einem Stelltrafo wie beschrieben exakt die gewählte Netzspannung ein und steckt die zu prüfende Röhre in das RPG. Innen drin natürlich, nicht oben auf dem Messfeld! Nun das RPG einschalten. Hier sollte sich nach einer Wartezeit von mindestens 10 Minuten über Anode und Kathode des Glimmstabilisators möglichst genau die 150 Volt einstellen. Als vertretbare Abweichung galten bei Funke maximal 2 Volt. Höher sollte die Abweichung keinesfalls sein, da sonst die Gitter- und Anodenspannungen zu ungenau sind und die Messergebnisse verfälschen. Im Übrigen werden diese stärker verfälscht, als dies der prozentualen Abweichung der stabilisierten Spannung entspricht. Es sind ja Verstärkerröhren, die wir mit den Gleichspannungen prüfen wollen. Die reagieren natürlich nicht linear auf Änderungen der Spannungen.

Von Funke selbst verbaute Glimmstabilisatoren

Mein Funke W19 hatte noch die originale Stabilisierungsröhre eingebaut. Mein Vorgänger hatte es selten benutzt, es war noch wie neu. Auf der Röhre hat Funke das Prüfergebnis der Selektion mit einem Wachsstift notiert (151 Volt). Ich habe daher wie zuvor beschrieben die Netzspannung exakt eingestellt und die Spannung über dem Stabilisator gemessen. Ergebnis: 151,4 Volt. Stimmt also.

Welcher Typ ist der richtige?

Die Leipziger Firma DGL Pressler hat die Glimmstabilisatoren über zwei Jahrzehnte gebaut. Selbst nach dem Wegzug von Max Funke von Weida (Ostdeutschland), wo seine Firma verstaatlicht wurde, nach Adenau (Westdeutschland), hat Funke weiter die Glimmstabilisatoren von DGL Pressler bezogen. Allerdings aus Erlangen, wo der Bruder die Firma Vakuumtechnik GmbH gegründet hatte und baugleiche Röhren unter dem gemeinsamen Markennamen DGL Pressler produzierte. Natürlich hätte Funke auch westdeutsche Röhrentypen (z.B. von Siemens) für das W19 und W20 nehmen können. Aber die Kennlinien wären teilweise neu zu berechnen gewesen und ich denke, er wollte sich den Aufwand, die Prüfkarten ggf. ändern zu müssen, ersparen.

In den zwei Jahrzehnten änderte DGL Pressler die Bezeichnung der Röhren mehrfach. Technisch bleiben sie bis auf eine unwichtige Kleinigkeit identisch. Die neueren Typen GR150/DA und GR20-1... erhielten eine Zündanode. Diese ist hier aufgrund der hohen Zündspannung von 200 Volt in den Funke RPGs aber nicht nötig. Es ist also egal, welche Type man von den folgenden nimmt:
GR150/A (frühe Ausführung ohne Zündanode)
GR150/DA, GR20-1, GR20-12, GR20-1112 (spätere Versionen mit Zündanode)

Prinzipiell kann man auch andere Stabilisatoren mit einer Glimmspannung von 150 Volt und einer Belastbarkeit von 50 mA verwenden. Jedoch handelt man sich ggf. die o.g. Abweichungen ein.

Neben den durchsichtigen GR150/A Röhren gab es auch lackierte Versionen. Bei diesen muss man den Lack entfernen, damit das Leuchten im Messgerät zu erkennen ist.