Das Telefon und der Streit um eine Erfindung

 

... wäre also eigentlich nicht patentierbar gewesen, die einzelnen Verbesserungen jedoch schon. Auch basierte das vorgeführte Telefon teilweise auf Bauteile, die nicht von Bell selbst stammten. So war das Mikrophon eigentlich das Werk von Elisha Gray, der nur zwei Stunden nach Bell beim Patentamt in Chicago erschien und dadurch kein Patent erhielt. Zu Unrecht wurde Bell das Patent erteilt und er selbst feierte sich als »Erfinder des Telefons«, obwohl er genau um die Leistung von Reis und Gray wusste. In seiner neu gegründeten »Bell Company« entwickelte er das Telefon bis zur Serienreife und produzierte in seiner wirtschaftlich erfolgreichen Firma viele Millionen Apparate. Aus der »Bell Company« wurde später mit dem »AT&T-Konzern« eine der weltweit größten Telefonfirmen. Mit der amerikanischen Liberalisierung des Telefonmarktes im Jahre 1984 wurde »AT&T« in acht kleinere Unternehmen aufgeteilt. Nur eines behielt den Original-Namen.
Alexander Graham Bell war nicht der Erfinder des Telefons - er erkannte jedoch als Erster dessen wirtschaftliche Bedeutung als Kommunikationsmittel für Sprache. Neuesten Erkenntnissen zufolge Werner von Siemenskönnte sogar der nach Amerika ausgewanderte Italiener Antonio Meucci der Erfinder sein. Er soll bereits ein Jahr vor Reis in einem Zeitungsartikel sein Telefon vorgestellt haben. 1877 wollten die US-Behörden in einem Betrugsverfahren Bell das Telefon-Patent aberkennen. Da Meucci jedoch verstarb, legte man das Verfahren schließlich nieder.
In Deutschland hatte Bell keinen Patentschutz. Hier produzierte der Ingenieur Werner von Siemens (Bild) ab 1877 in seiner bisher durch den Telegraphenbau bekannten Firma »Siemens & Halske« Telefone. Die Firma Siemens wurde in den folgenden Jahrzehnten einer der größten Telekommunikations-Konzerne der Welt. Werner von Siemens ist auf dem Stahnsdorfer Friedhof bei Berlin begraben. An Philipp Reis erinnert ein Museum in seiner Heimatstadt Gelnhausen.